Rosenkohl
Rosenkohl? Ja, warum nicht? Wahrscheinlich wären Marzipan oder Sushi auch gute Aufhänger gewesen. Konkreter Anlass für den Titel war aber, dass meine Tochter mir kürzlich beim Essen im Restaurant erklärte, dass Erwachsene ganz viel ekliges Zeug essen. Sie hat beobachtet, dies würde bei ihrer großen Schwester auch schon anfangen und wohl bei ihr selbst auch irgendwann so sein. "Das ist die Rosenkohl-Seuche." Deshalb Rosenkohl.
Geschmäcker sind nicht nur verschieden, sie verändern sich auch im Laufe der Zeit - aus Sicht einer Neunjährigen offensichtlich zum Schlechten. Allgemeiner gesprochen, geht es bei Rosenkohl um Veränderung und ihre Bewertung. Riesenthemen in allen Beratungssettings.
Auf die Perspektive der Supervision mit Teams bezogen, möchte ich die Idee einbringen, dass diese beiden Aspekte - Veränderung und Werte - komplementäre Ansätze oder Modi darstellen, mit Teams zu arbeiten.
Fokussiert man in Beratungsprozess auf Veränderung, kann es darum gehen neue Ideen für Angebote oder Prozesse zu entwickeln, die Zusammenarbeit zu verbessern und ähnliches. Eben, was bei dem jeweiligen Team gerade anliegt. Dies wird in der Regel ein sehr zukunftsorientiertes, handlungsorientiertes, vielleicht kreatives Arbeiten sein. Die Kernfragen des Prozesses sind, in der Terminologie von Simon Sineks Modell des Golden Circle, "Was?" und "Wie?".
Nimmt man eher Bewertungen, also Werte in den Blick, wird es eher um Leitbilder, individuelle und organisationale Stärken oder das Erarbeiten von Erfolgskriterien gehen. Dies führt zu einem eher reflexiven, in die Vergangenheit schauenden und Motivationen erkundendes Arbeiten. Kernfragen wären in diesem Fall "Warum?" und "Wozu?".
Man kann in beiden Arbeitsfeldern ergebnisorientiert und explorativ vorgehen und sollte das meiner Meinung nach grundsätzlich auch tun. Wichtig ist, sorgfältig zu klären, womit begonnen wird. Oszillationen zwischen beiden Arbeitsmodellen sind natürlich möglich, oft auch sinnvoll.
Wie komme ich nun zurück zum Rosenkohl? Vielleicht mit der Idee, dass Veränderung anstrengend, manchmal unerwünscht ist. Menschen sind sehr gut darin, zu generalisieren und zu verewigen. Teams und Organisationen müssen sich aber in der Regel vielfältigen externen und internen Veränderungen stellen, um weiterhin das gemeinsame Ziel erreichen zu können. Anpassung erfordert Veränderung. Wenn diese (noch) nicht schmeckt, macht es vielleicht Sinn erst zu schauen, was wirklich wichtig ist für eine ausgewogene Ernährung.
Letzte Änderung vor 10 Monate, 2 Wochen
Foto von Katherine Jenswold auf Unsplash